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Marchtaler Plan

Seit dem Schuljahr 2013/14 arbeiten wir mit Elementen des Marchtaler Plans

Der Marchtaler Plan ist ursprünglich der Rahmenplan für die Katholischen Freien Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Benannt wurde er nach seinem Entstehungsort, dem Kloster Obermarchtal nahe Ulm. Der Marchtaler Plan hat wesentliche Gedanken der Montessori-Pädagogik und Ansätze von Peter Petersen (Jena-Plan) aufgenommen und sie in eigener Weise umgesetzt.

Intentionen von Erziehung und Bildung entsprechend dem Marchtaler Plan

  • Vermittlung von Bildung und Wissen, »die den Anforderungen genügen, die heute an eine gute Schule zu stellen sind«,
  • ganzheitlich personale und soziale Erziehung, die die harmonische Entfaltung und Förderung der körperlichen und geistigen Anlagen, soziales Engagement und Mitarbeit in der menschlichen Gesellschaft anstrebt,
  • sittlich-religiöse Erziehung, die vertraut macht mit der Botschaft Jesu Christi, zu personal vollzogenem Glauben hinführt und die erfahren lässt, dass Menschsein letztlich auf Hoffnung hin angelegt ist (S. 13 Marchtaler Plan der Diözese Rottenburg-Stuttgart).

Der Unterricht umfasst unter anderem diese Strukturelemente:

  • Morgenkreis (MK): Nach dem Wochenende beginnt die Woche mit dem „Morgenkreis“, einer „Stilleübung“, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Rückschau auf Erlebtes zu halten, und kann mit einem „Abschlusskreis“ am Freitag enden (Beginn im Schuljahr 2013/14).
  • Freie Stillarbeit (FSA): Die freie Stillarbeit beinhaltet konzentriertes Arbeiten in einer vorbereiteten Lernumgebung mit freier Wahl des Themas, der Zeit, der Arbeitsform, der Partner und des Raumes. Die Inhalte ergeben sich aus dem amtlichen Lehrplan (Beginn im Schuljahr 2014/15).
  • Vernetzter Unterricht (VU): Der Vernetzte Unterricht überschreitet die herkömmliche Gliederung der Stoffe nach Fächern und stellt eine Verknüpfung der zu unterrichtenden Bereiche (Deutsch, Religionslehre, Heimat- und Sachunterricht, Kunst, Musik, …) dar. Im Grundlegenden Unterricht in den Klassen 1 und 2 wird das in Bayern schon ähnlich umgesetzt.

(sinngemäß entnommen aus dem Marchtaler Plan der Katholischen Freien Volksschule Augsburg, November 2005).

Was ist das Besondere am Marchtaler Plan?

Im Zentrum steht das christliche Menschenbild, das konsequent für den Schulalltag umgesetzt werden soll: der Mensch ist einzigartig, Körper, Geist und Seele gehören zusammen und der Umgang mit Freiheit soll ermöglicht werden.

  • Das christliches Menschenbild besagt: Du bist einmalig!
    Jeder Mensch ist einmalig und soll in seiner Einmaligkeit Achtung erfahren. Bzgl. Interesse, Tempo und Umfang soll in der Schule auf individuelle Lernprozesse geachtet und die individuellen Biografien sollen wertgeschätzt werden.
  • Interesse am ganzen Menschen: Ankommen mit Körper, Geist und Seele
    Rhythmisierung des Tages/ der Woche durch den Morgenkreis am Montag Morgen und durch unterschiedliche Lernphasen sind genauso wichtig wie die Ritualisierung des Schulalltages, d.h. Leben mit Symbolen (z.B. Morgenkreis), Zeiten der Stille und die Gestaltung der Schulräume nach Bedürfnissen/Arbeitsformen.
  • Der Mensch ist zur Freiheit berufen (Gal 5,13)
    Erfahrungen in Freiheit sollen ermöglicht werden. Die Schülerinnen sollen nicht gegängelt oder kontrolliert werden, sondern ihnen soll geholfen werden, die Freiheit zu gestalten.

Wie zeigt sich das im Schulalltag?

Morgenkreis am Montagmorgen

Er ist „Vorzeichen“ für die Schulwoche und dient zur Rhythmisierung und Ritualisierung der Woche.
Inhalte des Morgenkreises sind:

  • Stilleübungen/Meditation
  • Sinnesschulung
  • ethische und religiöse Erziehung
  • aktuelle Themen
  • eigenes Leben
  • Klassengemeinschaft u.v.m.

Freie Stillarbeit am Tagesbeginn (1-2 Stunden täglich)

Die Lehrkraft ist als Erste im Klassenzimmer und bereitet die Lernumgebung vor. Die Arbeit beginnt, wenn das Kind den Arbeitsplatz einnimmt und seine Arbeit wählt. Die Freie Stillarbeit gewährt Freiheit in der freien Wahl des Arbeitsthemas im Rahmen des zur Verfügung stehenden Materials, freie Arbeitseinteilung (auch über mehrere Tage), freie Zeiteinteilung (individuelles Zeitmaß), freie Wahl der Sozialform und freie Wahl des Ortes. Dafür braucht es Regeln zur Freien Stillarbeit:

  • Wir arbeiten ruhig, so dass wir niemand anderen stören.
  • Wir dürfen zusammen arbeiten, aber in Ruhe.
  • Wir machen fertig, was wir angefangen haben.
  • Wir gehen sorgfältig mit dem Material um.
  • Wir räumen alles wieder sorgfältig auf.
  • Wir dokumentieren selbstständig, was wir gemacht haben.

In der Maria-Ward Grundschule arbeiten wir mit einem Wochenplan. Bisher wurde an einzelnen Tagen in einem bestimmten Fach der erlernte Unterrichtsstoff von allen Kindern geübt. Mit Hilfe des Wochenplanes erstellt die Lehrkraft für jede Woche den Übungsplan, der in der Freien Stillarbeit erledigt wird. Dabei wird es „Mussaufgaben“ geben, die alle am Ende der Woche vorzeigen müssen und „Kannaufgaben“, die zusätzlich gemacht werden dürfen. So sieht das Formular für den Wochenplan aktuell aus, der abgebildete Plan stellt aber nur das leere Formular dar und wird von den entsprechenden Lehrkräften Woche für Woche mit den Materialien, Buchseiten oder ABs zum jeweiligen Unterrichtsthema ergänzt bzw. ausgefüllt: siehe Seitenende (Downloads)

Der Plan ist so aufgebaut, dass jedes Kind das Datum einsetzen kann, wenn es die Arbeit erledigt hat, die Lehrkraft zeichnet ab, wenn die Arbeit vorgezeigt wurde. Auf der Rückseite des Planes können Bemerkungen ergänzt werden, außerdem wird eingetragen, was an welchem Wochentag geschafft wurde. Am Wochenende spätestens können die Eltern sehen, wie das Kind die Woche über gearbeitet hat.

Grundlage für die Idee des Vernetzten Unterrichts

Die Wissensexplosion führt zur Frage: Wie kann man mit dem unübersehbar gewordenen Wissen verantwortungsvoll umgehen? Die Vernetzung fordert auf, vom komplexen Sachverhalt auf die einzelnen Gegenstände zuzugehen und die jeweiligen Aspekte auf ihre Bedeutung in einem Sinnganzen zu befragen. Dabei sind die Offenheit für Sinnfragen und religiöse Fragen (Religionsunterricht als Teil des vernetzten Unterrichts) wichtig.

Wie sind wir vorgegangen?

Wir haben im Schuljahr 2013/14 den Morgenkreis in allen Klassen eingeführt, ein Schuljahr später die Freie Stillarbeit. Den Unterricht im Sinne des Marchtaler Plans zu vernetzen, wird für uns nicht möglich sein. Wir werden weiterhin einen getrennten katholischen und evangelischen Religionsunterricht haben. Aber der Bayerische Lehrplan gibt ja ohnehin vor, die Unterrichtsthemen sinnvoll miteinander zu verknüpfen und so arbeiten wir ja auch schon bisher.

Im Internet

Marchtaler Plan

Theresia Schäfer

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